Und da ist er, der erste Schnee. Ein wunderbarer Winterstart, mit viel Sonne, Kinderstimmen und eben Schnee. Es liegt ein Zauber in der Luft, irgendwie scheint alles gleich so ordentlich. Die Luft ist kalt und klar, die weisse Schicht legt sich über alles. Mit dem ersten Schnee verabschiedet sich auch langsam aber sicher der Herbst. Viele Leute mögen diese Jahreszeit ja gar nicht: das erste Mal die Heizung wieder einschalten, es riecht nach Winter, grau in grau kommen manche Tage daher, die Lebenslust wird mit jedem fallenden Blatt kleiner.
Ich mag die Jahreszeit - jedes Jahr mehr. Denn wenn uns trübes Herbstwetter und Regen wieder etwas ins Innere unserer guten Stuben zwingen, kehren wir automatisch etwas «in uns». Der Sommer erlaubt uns ja bei schönem Wetter kaum, drinnen zu sitzen. Das ewige draussen und «ausser uns sein» lässt uns oft wenig Zeit, sich mal etwas um die «eigenen vier Wände» zu kümmern. Nicht etwa, dass ich die Sommermonate nicht mag, habe ich doch wirklich am wunderbasten und längsten Sommertag Geburtstag. Auch ich mag das Wasser-Vergnügen, Glace à gogo, die lauem Sommerabende… Aber unsere hyperaktive Gesellschaft findet in diesen warmen Monaten erst recht kaum Zeit, bei sich zu sein. Ob man dies will?
Und nun kommen wieder diese Tage, das Wochenende im Bett und unter der Decke verbringen, vertieft in ein gutes Buch, ein feiner Tee? Was will man mehr? Also mir reicht dies gänzlich. Die nun kommende Jahreszeit legt uns Menschen eine Stille auf, die uns zwingt, uns wieder einmal mit uns auseinander zu setzen. Ja, jenseits von Black Friday und Weihnachtskonsum wären die kalten Monate eine Einladung an uns, bei uns zu sein. Die Behaglichkeit der eigenen vier Wände wird wieder wichtiger, genauso wie das Wohlergehen unseres Innenraums.
Egal ob der Herbstnebel gerade die Sicht trübt, so können wir die ruhigen Monate getrost dafür brauchen, auf unser Leben zu schauen. Den oft scheinen die Menschen, wieder mehr in Innern, eben doch auch mehr bei sich, konzentrierter, geerdeter.
Der Herbst, für die einen trüb und trist, ist er eigentlich nährend und reich. Wenn das Universum es gut mit uns meint, dann dürfen wir eine reiche Ernte einfahren. Wir dürfen uns an all den Farben erfreuen, und dennoch bereits den Rückzug der Natur beobachten – ein ewiger Kreis. Und wer mir angesichts dieser Bilder sagen will, der Herbst sei trost- und hoffnungslos, der irrt, den im Gegenteil: Nur dank dieser Pause können wir im Frühling das wunderbare Erwachen jedes Jahr bestaunen.
Letztlich ist der Herbst eine Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit und eine Erinnerung daran, dass das Schöne nur durch seine Vergänglichkeit schön ist. Der Wandel erinnert uns, dass alles immer in Veränderung ist. Was heute ist, ist morgen schon ganz anderes.
Leben wir heute, geniessen wir nun die ersten Winterboten.
Liebste Wintergrüsse, Nadine
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